Geschichte

Mit 6 Zentnern Kartoffeln

fing alles an...

Johann Rehmann
(Dirigent von 1919 bis 1954)

Gründer der Rehmann´schen Kapelle und Dirigent bis 1954, war Bauernsohn aus Grütlohn. Er wurde im Krieg 1914-1918 zum Militärmusiker mit preußischem Drill ausgebildet. Die Freude an der Musik veranlasste ihn, seine im Krieg erworbenen musikalischen Kenntnisse anderen zu vermitteln. Er gründete 1919 die damalige Rehmann`sche Kapelle. Es hält sich sehr hartnäckig die Legende, dass die ersten Instrumente für sechs Zentner Kartoffeln eingetauscht wurden. Johann Rehmann beherrschte mehrere Instrumente wie Tenorhorn, Bariton, Posaune, Tuba, aber auch Streichinstrumente und konnte somit seinen Schülern die notwendigen Grundbegriffe der Musik beibringen. Er und das Orchestermitglied Hermann Stenkamp schrieben in monatelanger Arbeit fein säuberlich mit Tinte Noten von Chorälen, Prozessionsliedern und Märschen von dem Komponisten Blankenburg für sämtliche Instrumente. Dadurch entstanden Notenbücher von über 40 Seiten. Seinen Lieblingsmarsch aus der Sammlung “Admiral der Luft” , dirigierte er besonders gern. Sehr am Herzen lag ihm die musikalische Begleitung der Kevelaer-Wallfahrten und der Prozession in Borken. Es verging kein Weihnachtsfest oder ein Jahreswechsel, an dem Johann Rehmann nicht mit seinen Musikern auf den Rathausturm stieg, um oben von der Plattform her den Bürgern der Stadt eine musikalische Botschaft zu übermitteln. Wer den Staub des Zeitungsarchivs nicht scheut, findet ausreichend Belege für die vielen Auftrittsanlässe, wie Prozessionen, Konzerte, saisonale Feste und Jubiläumsveranstaltungen. Als Johann Rehmann am 04.Oktober 1967 starb, bedankte sich die Kameradschaft ehemaliger Soldaten mit einem Nachruf : ” Seit vierzig Jahren war sein Leben auf das engste mit der Musikkapelle verbunden. In tiefer Trauer gedenken wir dieses vortrefflichen Mannes, dem wir sehr viel Dank schulden.” Über 35 Jahre hat er die Tradition aufrecht erhalten. Er war ein strenger Kapellmeister, brachte jedoch in den Proben sehr viel Verständnis und Geduld auf.

Karl Moff
(Dirigent von 1954 bis 1958)

Johann Rehmann schätzte den im Orchester musizierenden ehemaligen Kavalleriemusiker Karl Moff als exzellenten Musiker. Ihm übergab er im Jahre 1954 den Dirigentenstab. Bereits im Jahr zuvor gründete Karl Moff ein Jugendblasorchester. Das Kreisjugendamt Borken und die Pfarrei St. Remigius finanzierten die Instrumentenbeschaffung und die Musikerausbildung.

Emil Tölg
(Dirigent von 1958 bis 1972)

Im Jahre 1958 erfolgte ein Dirigentenwechsel. Emil Tölg konnte als Nachfolger von Karl Moff verpflichtet werden. Unter ihm erlebte das Orchester einen neuen Aufschwung. Zu Beginn der Tölg-Ära diente die Tenne des Orchestermitgliedes Clemens Terodde aus Hoxfeld als Probenraum. Emil Tölg dirigierte zu dieser Zeit auch den Weseker Musikverein. Hier konnte er die drei gestandenen Musiker Emil Schmaloer, Franz Pass-Lindenbusch und Josef Lukassen für das Borkener Blasorchester gewinnen. Nach einjähriger Dirigententätigkeit stand das 40-jährige Vereinsjubiläum ins Haus. Bereits jetzt konnte das Orchester ein anspruchsvolles Konzert präsentieren. Auch das 50-jährige Bestehen des Orchesters fand unter seiner Stabführung statt. Emil Tölg war langjähriges Orchestermitglied der Städtischen Bühnen Oberhausen und liebte somit die leichte Musik der Operette und Overtüre. Aber auch als Bandleader, der damals noch nicht allgemein bekannten modernen Tanzmusik, war er sehr bewandert, durch seine in englischer Kriegsgefangenschaft erworbenen Kenntnisse. Unvergessen bleibt auch die Orchesterveranstaltung mit dem Solotrompeter des Westdeutschen Rundfunks Köln, Musikprofessor Willi Neugebauer, in der Grenzlandhalle im Oktober 1962.

Bernhard Kortenhorn
(Dirigent von 1972 bis 1991)

Emil Tölg mußte im Jahre 1972 aus gesundheitlichen Gründen sein Dirigentenamt niederlegen. Ihm folgte der in Bocholt wohnende Kapellmeister Bernhard Kortenhorn. Bernhard Kortenhorn studierte Musik an der Volkwangschule Essen in den Jahren 1941-1943. Er wurde nach Abschluss des Diploms “zu den Waffen ” gerufen. Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft widmete er sich in seiner Freizeit ausschließlich “seiner” Musik. Unter anderem war er ein Mitglied und Mitbegründer des Bocholter Kollegium-Musikum, wo er aktiv als Cellist und Fagottbläser tätig war. Seine hervorragenden musikalischen Kenntnisse vermittelte er in seiner eigenen bescheidenen Art bestimmt und erfolgreich seinen Orchestermitgliedern. Besonders zu erwähnen ist seine Freude an der Jugendausbildung. Den Jugendlichen war Bernhard Kortenhorn stets ein väterlicher Freund. “Musik war sein Leben” – Dank an dieser Stelle seiner lieben Frau Änne, die für das Hobby ihres Mannes sehr viel Verständnis hatte; musste sie doch viele Abende auf ihren Mann verzichten. Besondere Höhepunkte waren die jährlichen Konzerte auf verschiedenen Veranstaltungen, sowie die Auftritte in den Zoos in Münster und Wuppertal. Um das Gesellige nicht zu vernachlässigen, gingen die Borkener Musiker jährlich auf große Fahrt. Auf dem Programm standen u.a. urige Städtchen am Rhein und an der Mosel sowie die Hansestadt Hamburg. Mehrfaches Ziel war das Blumenkorso in Bad Salzig – die Instrumente jeweils im Gepäck. Durch die Aufnahme städtepartnerschaftlicher Beziehungen der Stadt Borken mit Whitstable und Albertslund kamen neue Aufgaben auf das Borkener Blasorchester zu. Wechselseitige Besuche, verbunden mit einigen Konzertauftritten, festigten die neuen Freundschaften. Leider musste Bernhard Kortenhorn nach langjähriger Krankheit im Jahre 1991 den Taktstock für immer aus der Hand legen.

Gerd Minkus
(Dirigent von 1991 bis 2001)

Er übernahm 1991 das Dirigat des Borkener Blasorchesters. Seit 1975 ist er Soldat und Musiker bei der Bundeswehr und ab 1992 Kompaniefeldwebel des Luftwaffenmusikorps 3 in Münster. Neben der klassischen Ausbildung als Klarinettist hat Gerd Minkus die Möglichkeit genutzt, sich auch im Fach Saxophon mit der modernen Musik -sprich Big-Band- zu befassen und praktisch auseinanderzusetzen. Einen besonderen Schwerpunkt setzte Gerd Minkus während seiner Dirigentenzeit beim Borkener Blasorchester auf die Egerländer Musikrichtung. Gerd Minkus erwarb sich durch seine fachliche Kompetenz und seine freundliche und persönliche Art nicht nur bei den Musikern, sondern auch bei den anderen Vereinen größten Respekt und Anerkennung. Musikalisch erreichte er bei dem Borkener Blasorchester ein Höchstniveau. In den jährlichen Konzerten im Borkener Vennehof bewies das Orchester seine Qualitäten in Operetten, Overturen, Märschen, Bigband-Musik und Egerländermusik. 1994 feierte er mit dem Borkener Blasorchester das 75-jährige Bestehen an einem Festwochenende mit einem Jubiläumskonzert, einem Wohltätigkeitskonzert des Luftwaffenmusikkorps 3 und einem großen Festumzug mit Sternmarsch von befreundeten Musikkapellen und Vereinen in der Innenstadt von Borken. Aus beruflichen Gründen musste Gerd Minkus leider das Borkener Blasorchester 2003 verlassen. Gern springt er jedoch immer noch aushilsweise für seinen Nachfolger Markus Wellermann als Dirigent ein.

Markus Wellermann
(Dirigent von 2003-2022)

Markus Wellermann dirigierte seit 2003 das Borkener Blasorchester. Die Übernahme des Borkener Orchesters stellte ihn vor eine neue Herausforderung. Einer seiner Schwerpunkte war die Jugendarbeit im Verein. Er förderte und fordert Jugendliche und bindete sie so im Vereinsleben mit ein. Auch das Repertoire hatte sich in der Zeit wesentlich gewandelt. So schaffte er es junge, moderne Werke mit dem traditionellen Programm des Orchesters zu vereinen. 

Markus Wellermann wurde 1968 in Velen geboren. Er absolvierte ab 1988 die Ausbildung zum Militärmusiker mit dem Hauptfach Trompete beim Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr in Hilden. Parallel hierzu studierte er Trompete an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf, die er 1992 mit der künstlerischen Reifeprüfung beendete. Anschließend spielte er Trompete und Flügelhorn im Luftwaffenmusikkorps 3 in Münster. Nach seiner Militärzeit studierte er Instrumentalpädagogik an der Musik-Hochschule in Münster. Eine Ausbildung zum Dirigenten (B-Qualifikation) folgte schließlich an der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, hier u. a. pädagogische Ausbildung bei Michael Stecher, Freiburg. Neben seiner freischaffenden Tätigkeit als Trompetensolist, arbeitet er heute als Musikschulleiter. 2022 verabschiedete sich Markus Wellermann als Dirigent des Borkener Blasorchesters und verbleibt in freundschaftlicher Verbindung. Sein Nachfolger ist Gerd Verhoeven.